French Dressing
An einem herrlichen Sommerabend nach einer Bootstour über den Brienzersee und anschliessender Zugfahrt über den Brünigpass, sind wir in Luzern gelandet. Auch da: Postkartenwetter und angenehmes T-Shirt-Klima. Überall herrscht Hochbetrieb. Nach kurzem Suchen haben wir sogar einen Platz beim Italiener gefunden. Etwa zehn Tische stehen im lauschigen Hinterhof seines Altstadtrestaurants und diverse Plätze sind noch frei. Wir freuen uns auf einen leckeren Happen, studieren die Karte und entscheiden schnell.
Bald einmal steht die Bedienung da und nimmt unsere Wünsche auf. Das Angus Beef mit Beilagen für den Herrn, die Pasta für die Dame. Da ich nicht nur Kohlenhydrate zu mir nehmen will, ordere ich einen kleinen gemischten Salat vorab. Doch die Serviceangestellte schüttelt energisch den Kopf und meint, der Vorspeisensalat sei so gross, wie er eben sei. Kleiner gäbe es den nicht.
Okay, denke ich mir, flexibel sind sie ja nicht gerade. Weniger auf einem Teller zu arrangieren ist eigentlich keine Kunst - aber egal.
Ich bestelle mit italienischem Dressing. Die junge Frau winkt erneut ab und erklärt, dass sie ausschliesslich französische Sauce anbieten; sie schwärmt: «Die ist super – wir kippen sie über alles».
Ich stutze – bestimmt nimmt sie mich auf den Arm. Kein italienisches Dressing beim Italiener? Das gibts doch nicht. Und was heisst: Wir schütten sie über alles; auch über Lasagne und Pizza?
Ich hake nach, leider erfolglos. Die andere sei sowieso nicht gut – schliesst sie die Diskussion und lässt mich und meinen Partner mit kreisenden Gedanken - zugegeben amüsiert - zurück.
Bleibt zu hoffen, dass dieses Modell keine Schule macht und inskünftig der Parmesankäse nicht durch englischen Cheddar Cheese oder das Tiramisu durch türkisches Baklava ersetzt wird – es wäre echt schade drum!