Keine Ostergrüsse mehr!
Lois Hechenblaikner, Andrea Kühbacher und Rolf Zollinger
Als Exilbündnerin lege ich allen, die Hotel-Geschichten mögen, das Buch - Keine Ostergrüsse mehr! - ans Herz! Zwar eignet sich der fast 400 Seiten umfassende und über 1,5 Kg schwere Band über die Geschichte des Grandhotel Waldhaus im Unterengadin nicht unbedingt als handliche Reiselektüre. Aber wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat, ist es schwierig, den Wälzer wieder beiseitezulegen. Ich habe das Buch regelrecht verschlungen und mein Kopfkino ratterte auf Hochtouren beim Sinnieren über gewisse Einträge. Auf ca. 20'000 gesammelte Karteikarten wurden damals die Personalien, Angewohnheiten und Besonderheiten der aus aller Welt angereisten Oberschicht festgehalten. Eine spannende Auswahl der Notizen hat einen Platz in dem Buch gefunden. Schnell taucht man ein in die Vorkriegszeiten, spürt die damals geltenden Umgangsformen und staunt über die geheimen Codes, die verwendet wurden, um die Kurgäste zu klassifizieren. Zwischen 1926 und 1945 logieren Täter und Opfer des Holocausts manchmal sogar unter einem Dach. ,Keine Ostergrüsse mehr’ ist ein ergreifendes Zeitdokument. Schade ist das Hotel in den 90-er Jahren abgebrannt, sonst hätte ich mich wohl demnächst auf den Weg nach Vulpera gemacht, um das Gelesene noch einmal etwas aufleben zu lassen.