Die Erschiessung des Landesverräters Ernst S.
Niklaus Meienberg
Erzählt wird die Geschichte von Ernst Schrämli, einem Aussenseiter der Gesellschaft. Seine Perspektiven waren schon in der Kindheit nicht rosig. Anstatt ein biegsamer Bückling zu werden, ging er seinen eigenen Weg, eckte aber überall an. Er war ein junger Wilder mit eigenen Lebensvorstellungen. Im Zweiten Weltkrieg dann klaute er ein paar Artillerie-Granaten und händigte diese – zusammen mit einigen stümperhaft gefertigten militärischen Plänen - an die Deutschen aus.
Während die Firma Bührle in dieser Zeit offiziell Kriegsmaterial nach Deutschland lieferte und kein Hahn danach krähte, wurde Ernst S. für sein – zugegeben nicht besonders intelligentes Tun - einstimmig zum Tod verurteilt. Man erschoss ihn in einem Waldstück bei Jonschwil SG. Aber lesen Sie selber, wozu man im Stande war, um ein Exempel zu statuieren. Nicht ganz untypisch dabei: der finanzielle Aspekt. Die Kosten des Verurteilten (Verpflegung, psychiatrisches Gutachten, Gerichtsgebühren) mussten von ihm vor der Exekution ordnungsgemäss berappt werden.
Die Eidgenossenschaft legte dem leider früh verstorbenen Autor bei seinen Recherchen viele Hindernisse in den Weg. So wurde ihm zum Beispiel die vollständige Akteneinsicht verwehrt. Die Geschichte um Ernst S. macht betroffen und deckt die Doppelmoral der Machthaber in Krisenzeiten auf. Es lohnt sich, diese 140 Seiten in die Hand zu nehmen.